Warum wir eine neue Währung haben!

Warum wir eine neue Währung haben!

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es bereits zu spät. Zu spät, um noch einen zu ergattern. Jetzt gibt es keinen mehr: Keinen Friseurtermin! Die Prä-Lockdown-Tage waren geprägt von einem regelrechten Run auf die immer rarer werdenden Frisur-Rettungs-Aktionen. Wer heute noch keine präsentablen Ziegel auf dem Dachgeschoss hat, wird mit dem Desaster überwintern müssen. Legen Sie sich schon mal eine passende Story zurecht nach dem Motto: „Langhaarfrisuren waren schon immer mein Ding…“

Der Wochenanfang war das Geschäft des Jahres für die Friseure, die ab heute zu sind. Clevere Geschäftsleute werden sich bereits am Freitag die letzten freien Termine gesichert und sie auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen verkauft haben. Kleine Modellrechnung eines entgangenen Geschäftes: Hätte man sich landesweit 1 Million Friseurtermine für die letzten Tage gesichert und die mit einem moderaten Profit von 10 Euro pro Haarschnitt verkauft, könnte man dem Fest sehr entspannt entgegen sehen.

Aber ist das Geschäft damit wirklich vorbei? Vermutlich nicht. Friseurtermine vor Weihnachten sind die neue Währung. Wer eine bekloppte Frisur hat, dem ist der Kontostand zweitrangig. Neben dem Frisur-Schwarzmarkt wird es eine „graue Terminbörse“ geben: „Tausche Friseur-Termin gegen 4-Zimmer-Wohnung“. Im Görlitzer Park werden Passanten in den kommenden Tagen nicht mehr mit „brauchste Hasch?“ angesprochen, sondern mit „brauchste Haarschnitt?“.

In Hinterhof-Wohnungen treffen sich anschließend unbeobachtet zwei Fremde, einer mit überlangen Haaren, der andere mit Schere. Beim freundlichen Plausch unter Freunden aus nicht mehr als zwei Haushalten schneidet zufällig der eine dem anderen die Haare. Anschließend leiht der Beschnittene dem Schneidenden etwas Geld. Unbegrenzt und ohne Rückzahlverpflichtung. Wer kann da Böses vermuten?

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn man in der Vorweihnachtszeit einen Haarschnitt verschenkt. Schließlich heißt das englische Wort für „Lockenkürzung“, also „Hair-Cut“ in einer weiteren Bedeutung: „Schuldenschnitt“…