Warum wir in den Papierkrieg ziehen!

Warum wir in den Papierkrieg ziehen!

„Bon“, sagt der Franzose, wenn etwas gut ist. Wir kennen das aus Worten wie „Bonmot“, „Bonvivant“, „Bonbon“ – obwohl letzterer in erster Linie aus Zucker besteht daher tunlichst nicht „gut-gut“ sondern eher „Klebriges Gift, das die Zähne ruiniert und dich dann in den Tod treibt“ heißen sollte.

Nix ist gut, sagen jetzt auch die Bäcker folgerichtig, schon gar nicht der Bon. Denn ab Januar gilt in Deutschland die Bon-Pflicht. Um Steuerhinterziehung zu erschweren, muss jetzt für jeden Kauf ein Bon ausgestellt werden. Jetzt könnte man fragen, warum eine Nation, die sich gern als High Tech empfindet, auf ein Retro-Medium wie Papier setzt? Wird man in ein paar Jahren sagen, dass die Bon-Pflicht die letzten deutschen Wälder ausrottete? Außerdem sind die meisten Bons aus Thermo-Papier, welches bekanntlich Bisphenol A oder S enthält. Bisphenol stört den Hormonhaushalt und führt zu Fruchtbarkeitseinschränkungen sowie Verhaltensstörungen. Wenn die Deutschen also nur noch wenige, dafür aber umso verhaltensauffälligere Kinder haben, dann liegt das vielleicht an einem fortgeschrittenen Stadium von „Bon-Vergiftung“.

Die meisten Kunden werden den Bon nicht anfassen wollen. Denn die Frage „Hamse mal’n Bong?“ ist ja auch drogenstrafrechtlich relevant ist… Die Bäcker bleiben also auf Bergen von Papier sitzen. Jetzt gibt es nur eine Rettung: Freiberufler! Denn Freiberufler setzen ab. Und zwar alles! Die bekannte Frage ans Finanzamt: „Kann ich meine Frau absetzen? Wenn ja, an welcher Raststätte?“ stammt mit Sicherheit von einem Freiberufler. Freiberufler sind regelrecht Bon-süchtig. „Brötchen? Setz ich ab. Als „Büro-Dekoration““, denkt der Freiberufler und lässt den Bon mitgehen. Machen Sie sich also nebenher selbstständig. Es gibt nur eins, was der Deutsche noch lieber tut als Steuern zu hinterziehen – Steuern sparen! Für jeden Bon zahlt das Finanzamt 30-40 Prozent. Schon wird das Brötchen billiger. Der Bäcker kann den Preis erhöhen, kauft ne neue Kasse, kurbelt die Wirtschaft an – der Konsument spart trotzdem, der Staat ärgert sich. Dann ist auch die Bongerei „gebongt!“