Warum wir uns jetzt selbst ver-Hebammen!

Warum wir uns jetzt selbst ver-Hebammen!

Die Geburt – jener magische Moment, den Frauen als die Krone der Schöpfung und des Schmerzes empfinden und Männer als jenen Moment der ultimativen Hilflosigkeit, dieses „Ich würde es dir gern ersparen, Schatz, aber es geht ja leider nicht. Gottseidank!“ Dieser Moment wird jetzt erweitert durch einen weiteren Nerven-Kitzel: keine Hebamme weit und breit! Denn eine Schiedstellen-Entscheidung wird ab 2018 dafür sorgen, dass Hebammen in Kliniken nur noch zwei Geburten gleichzeitig abrechnen dürfen. Was wiederum viele Hebammen motivieren könnte, mit ihrem Job das zu machen, was die Politik seit Jahren mit der sozialen Sicherheit macht: einfach an den Nagel hängen!

Nun fragt es sich sowieso, warum Schwangere unbedingt in Kranken-Kliniken entbinden sollen? Ist Geburt eine Form von Krankheit? In Deutschland scheint das so. Der kapitalistische Gedanke kapert die Geburt. Frauen müssen lernen, wirtschaftlich profitabel zu gebären. Also allein. Selbstständig sein. Das kann ein Hedgefonds-Manager schließlich auch! Außer wenn es um „mal den Müll runterbringen“ geht.

Die Zukunft der Geburt wird wohl so aussehen, dass Frauen in speziellen Do-It-Yourself-Geburtsyoga-Kursen eine spezielle Form der Drehung lernen, welche sie befähigt, zugleich Gebärende und Hebamme zu sein. Kommt es dabei zu Komplikationen, ist das eben eine natürliche Form der Auslese. Schwangere müssen lernen, dass ab und zu eine Abschreibung vorgenommen wird. Das müssen Diesel-Manager schließlich auch.

Sorry, aber so geht Kapitalismus. Es ist profitabler, mehr aus Leistungsträgern rauszuholen als zukünftige Leistungsträger rauszuholen. Nervenzusammenbruch vorzubereiten lohnt sich mehr als „Nerven-zusammen-setzen“ vorzubereiten. Wundert es da irgendjemand, dass Deutschland bei der Geburtsrate immer noch unter EU-Schnitt liegt?